Viele Office-Nutzer, die mit Power Pivot arbeiten wollen sind häufig unsicher, wie sie an dieses Tool herankommen können und stellen daher die Frage: Welche Office-Version beinhaltet eigentlich Power Pivot?
Microsoft scheint sich dieser Problematik bewußt geworden zu sein und hat seit neuestem eine eigene Seite erstellt, die sich genau dieser Frage annimmt.
Auch, wenn die Seite keine Fragen offen lassen sollte, möchte ich zu folgenden Punkten noch ein paar Ergänzungen machen:
- Besonderheiten der unterschiedlichen Office-Versionen
- die Unterscheidung der Lizenzmodelle
Besonderheiten der unterschiedlichen Office-Versionen
Zwischen den unterschiedlichen Office-Versionen ist Power Pivot nicht gleich Power Pivot. Die unterschiedlichen Office-Versionen weisen durchaus ihre Besonderheiten auf.
Power Pivot mit MS Office 2010
In der Excel-Version 2010 war PowerPivot (ja, damals schrieb man es noch zusammen) ein kostenloses, separat zu installierendes COM-Add-In. Es war in den Versionen 32-Bit und 64-Bit erhältlich und jeder Excelanwender, so er denn Admin-Rechten für seinen PC/ Laptop hatte, konnte dieses Tool installieren. Die Tatsache, dass es ein separat zu installierendes Add-in war, zeigte sich vor allem auch dadurch, dass es noch kein VBA-Objektmodell für Power Pivot gab. Zudem war hier das Zusammenspiel zwischen Power Query und Power Pivot auch noch ein anderes. Ein direktes Importieren einer Power Query Abfrage in das Power Pivot-Datenmodell war nur über Umwege möglich. Wen das Zusammenspiel aus Power Query und power Pivot in Excel 2010 interessiert, den kann ich auf meinen Artikel bei PowerPivotPro verweisen. Die Integration und interaktion beides Tools war zu diesem Zeitpunkt noch in ihren Anfängen.
Power Pivot mit MS Office 2013
Mit der Excel-Version 2013 wurde die Welt für die Power Pivot-Nutzer (jetzt schrieb man Power Pivot auseinander) eine ganze Ecke komplizierter. Microsoft hatte von den Nutzern der Version 2010 genug gelernt und bot das nun gereifte Produkt nur noch gegen Bezahlung an, was meiner Ansicht nach mehr als legitim war. In Excel 2010 war Power Pivot ein separates Add-in, das sowohl die tabulare Technologie (xVelocity/ Vertipaq) mitbrachte und zudem auch die Entwicklungsumgebung hierfür beinhaltete. In Office 2013 war die tabulare Technologie nun integraler Bestandteil (inklusive VBA-Objektmodell) einer jeden Excel-Version und bekam den Namen Excel-Datenmodell. Unter Power Pivot versteht man seitdem lediglich die Oberfläche (Entwicklungsumgebung) mit welcher die tabularen Modelle erstellt werden.
Somit konnte seit der Office-Version 2013 jeder Nutzer auf bereits entwickelte Excel-Datenmodelle über beispielsweise Pivots und Cubeformeln zugreifen. Jedoch verfügte nicht jede Office-Lizenz über das Add-In Power Pivot, über welches man auf das Excel-Datenmodell zugreifen kann, um es (weiter-) zuentwickeln.
Power Pivot mit MS Office 2016
Der Sprung von Office 2013 zu 2016 war bei weitem nicht so groß, wie von 2010 zu 2013. Beispielsweise erblickte ein alter Freund, nämlich die automatische Erkennung von Beziehungen zwischen den Tabellen des Datenmodells, wieder das Licht der Erde. Während diese Funktionalität in 2010 existierte und in 2013 wieder abgeschaltet wurde, ist sie nun in 2016 wieder integriert.
Was sich deutlich verbesserte, war die Kompatibilität zwischen den Versionen. Während ein in Excel 2013 erstelltes Datenmodell mit Power Pivot für Excel 2010 nicht bearbeitet werden kann (siehe One-way model upgrade path), ist die Kompatibilität zwischen Excel 2013 und 2016 kein Problem mehr.
Kommen wir zu den Unterscheidungen bei den Lizenzen.
Die Unterscheidung der Lizenzmodelle
Während in der Office-Version 2010 Power Pivot noch ein kostenloses und separat zu installierendes Add-In war, ist Power Pivot in allen Excel-Versionen ab 2013 enthalten, jedoch liefern nicht alle Versionen Zugriff auf die Entwicklungsumgebung. Hierfür ist das Vorhandensein der richtigen Lizenz essentiell.
Microsoft unterscheidet seine Lizenzmodelle in zwei Gruppen:
- Die erste Gruppe ist das Abonnement (Subscription), das durch Office 365 (kurz O365) abgebildet wird. Man schließt hier einen Lizenzvertrag und ist mit seiner Software immer up-to-date. Es wird hier keine spezielle Office-Version (z. B. Office 2016) gekauft, sondern ein Lizenzvertrag geschlossen, der Dich immer mit der aktuellen Office-Version versieht.
- Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um den Einmalkauf. Man kauft sich eine spezielle Office-Version (als DVD, oder Download) und nutzt diese ohne zeitliche Beschränkung. Für Nutzer, die nicht immer die aktuelle Office-Version benötigen ist dies preislich sicherlich die richtige Alternative.
Für beide Lizenz-Gruppierungen gibt es Versionen, die den Zugriff auf die Power Pivot-Entwicklungsumgebung erlauben. Im Bereich des Einmalkaufes gibt es eine Besonderheit: Die Standalone-Versionen von Excel. Käufer der Office-Versionen 2013 und jünger, bei denen kein Zugriff auf die Power Pivot-Entwicklungsumgebung gewährt wird, wollten nur deswegen kein komplett neues Office-Paket kaufen. So hat Microsoft sich nach einiger Zeit dazu hinreißen lassen, Power Pivot auch in die Standanlone-Version von Excel zu integrieren. Dies bedeutet, dass wenn die installierte Office-Version (z. B. Office Professional 2013) keinen Zugriff auf die Power Pivot Entwicklungsumgebung gewährt, nicht gleich ein komplett neues Office gekauft werden muss. Es ist ausreichend sich zusätzlich zur bestehenden Office-Version (obwohl hier Excel bereits enthalten ist) noch einmal Excel als Standalone-Version zu kaufen und zusätzlich zu installieren. Damit ist die Erreichbarkeit der Power Pivot-Entwicklungsumgebung gewährleistet.
Lars ist Berater, Entwickler und Trainer für Microsoft Power BI. Er ist zertifizierter Power BI-Experte und Microsoft Trainer. Für sein Engagement in der internationalen Community wurde Lars seit 2017 jährlich durch Microsoft der MVP-Award verliehen. Lies hier mehr…
Wilfried Schäfer meint
Hallo,
„Microsoft hatte von den Nutzern der Version 2010 genug gelernt und bot das nun gereifte Produkt nur noch gegen Bezahlung an, was meiner Ansicht nach mehr als legitim war.“
Dies ist eine unüberlegte Aussage!!!!
Est ist zwar richtig, dass ich privat Power Pivot nicht benötige. Aber da ich nicht in meiner Freizeit dait herumspielen kann, kann ich somit auch nicht im beruflichen Einsatz von Excel auf Erfahrungen zurückgreifen, die ich mit diesem Tool hätte sammeln können.
Deshalb finde ich die aktuelle Micrsofot Philosophie nicht glücklich. Früher hat man Privatanwendern Woed und Excel nachgeschmiessen, damit diese dann im beruflichen Alltag die Microsoft Produkt denen der Mitbewerber vorgezogen haben.
Da diese Strategie ja auch erfolgreich war, verstehe ich nun den Sinneswandel bei den Add-Ins nicht.
Lars Schreiber meint
Hallo Wilfried,
als ich von Office 2010 auf 2013 umgestiegen bin, war ich genau in Deiner Situation. Plötzlich konnte ich als Privatanwender (also zu Hause) nicht mehr am Excel-Datenmodell entwickeln/ lernen. Es war zum damaligen Zeitpunkt auch keine Frage des Preises: Microsoft verkaufte den Zugriff auf das Excel-Datenmodell ausschließlich über Volumen-Lizenzen, die man als Privatanwender nicht kaufte. Das hat sich dann durch Initiativen von z. B. Rob Collie geändert, so dass man durch den zusätzlichen Kauf einer Excel-Standalone-Version auch auf das Datenmodell zugreifen kann.
Du magst bzgl. meiner Aussage nicht meiner Meinung sein, ich habe sie dennoch keineswegs „unüberlegt“ getroffen! Warum ich das Vorgehen von Microsoft legitim finde?
1.Ich betrachte mal eine andere Technologie, jenseits von Excel: Beim Erwerb eines SQL Servers gibt es die Unterscheidung zwischen einer Entwickler-Lizenz (für 2016 kostenlos, früher was um die 70 €) und diversen Produktiv-Lizenzen, die mehrere Tausend Euro kosten können. Hier kann der Entwickler (z. B. Zu Hause) kostenlos eine Lösung bauen und dann beim Kunden auf dessen Produktivserver implementieren. In dieser Logik tickt das (Endwanwender-)Produkt Excel, als Bestandteil von MS Office leider nicht. Hier gibt es nur Produktiv-Lizenzen, die gewerblich beim Kunden genutzt werden dürfen, also auch bei Dir zu Hause.
2.Da jede Lizenz auch gewerblich genutzt werden kann, muss die Möglichkeit, komplexe Business Intelligence-Lösungen mit Power Pivot/ dem Excel-Datenmodell zu erstellen, zusätzliches Geld kosten. Das Produkt hatte hohe Entwicklungskosten. Die will Microsoft wieder reinholen. Microsoft hindert Dich ja nicht generell daran, Power Pivot zu nutzen. Du mußt halt nur mehr zahlen, als für die „gewöhnliche“ Excel-Version.Die Tatsache, dass eine Excel-Version mit Zugriff auf Datenmodell auch für zu Hause mehr kostet, als das Standard-Excel, finde ich trotzdem legitim.
Denkbare Lösungen für Dich wären:
1.Behalte (beispielweise auf einer virtuelle Maschine) eine Excel 2010 Version parallel zu Deiner Excel 2013 Version installiert. Hier wird Power Pivot auch in Zukunft kostenfrei bleiben.
2.Investiere das zusätzliche Geld in eine Excel 2013 Standalone Version, oder beschaffe eine der anderen genannten Office 2013-Lizenzen, die einen Zugriff auf die Entwicklungsumgebung des Excel-Datenmodells beinhalten.
3.Installiere das Tool Power BI Desktop: Dieses ist kostenlos downloadbar und nutzbar und basiert auf der gleichen Technologie wie Power Pivot (nämlich einer Instanz von SQL Server Analysis Tabular). Wenn Du Deine Power Pivot-Kenntnisse erweitern willst, also lernen möchtest Datenmodelle zu erstellen und DAX-Measures zu schreiben, dann kannst Du das ebenso mit diesem frei verfügbaren Tool tun. Lediglich die Optik ist anders, aber daran gewöhnt man sich. Es ist auch möglich, in Excel erstellte Datenmodelle direkt in Power BI Desktop zu importieren, so dass man den bereits getätigten Entwicklungsaufwand nicht doppelt betreiben muss.
Ich hoffe mein Standpunkt ist verständlich und ich hoffe zudem, dass eine der von mir aufgezeigten Lösungen für Dich brauchbar ist.
Vielen Dank für Dein Interesse an meinem Blog und viele Grüße aus Hamburg,
Lars